FEZitty Berlin

Arbeiten, Geld verdienen, wählen gehen und freiwillig noch ein soziales Ehrenamt bekleiden. Nebenbei müssen selbstverständlich die Einnahmen in die Bank gebracht, im Jobcenter neue Stellenausschreibungen durchgesehen und im Supermarkt die Einkäufe erledigt werden. Was sich jedoch hier wie normaler Alltag für viele Menschen anhört, ist alles andere als gewöhnlich, denn sämtliche Aktivitäten finden in der FEZitty statt – Berlins Hauptstadt der Kinder, die auch dieses Jahr wieder zum 11. Mal in Folge unzähligen Kindern die Sommerferien verkürzen wird. Anzutreffen ist die Stadt der Kinder auf dem Gelände des FEZ oder in seiner Langform Freizeit- und Erholungszentrum in der Berliner Wuhlheide. Bereits seit den 50er Jahren wird das weitläufige Areal als Kinderparadies genutzt und ist unter anderem durch seine Schmalspurbahn bekannt geworden, die wie die FEZitty von Kindern und Jugendlichen gefahren, betrieben und verwaltet wird. Nach dem Mauerfall wurde das Gelände umfassend saniert, modernisiert und bestehende Konzepte überarbeitet, so dass sich das FEZ nach einigen Jahren mit einem neuen Programm und innovativen Veranstaltungen einen Namen unter den Berliner Kindern erarbeiten konnte. Ein Kennzeichen des gesamten Projekts ist dabei eine dezentrale Organisation – zahlreiche Träger organisieren sich innerhalb des FEZ in ihren Bereichen und stellen beispielsweise unabhängig voneinander den Betrieb der Parkeisenbahn, des Hauses der Natur oder der Freilichtbühne mit 17.000 Plätzen sicher.

Anders als diese übergeordnete Struktur ist die FEZitty jedoch wie eine richtige kleine Stadt aufgebaut. Ämter, Posten und alle Arbeiten werden von den Kindern übernommen und der Bürgermeister ist dieses Jahr der bereits 11 Jahre alte Jeremy, der den Schlüssel der Stadt von der Staatssekretärin für Jugend und Familie Sigrid Klebba überreicht bekam. Die Schirmherrschaft des gesamten Projekts wiederum hat niemand anderes als Michael Müller, der amtierende Bürgermeister von Berlin übernommen, der seinen jüngeren Amtskollegen sicher ebenso kritisch wie auch etwas neidvoll aus der Distanz beobachten wird.

Und obwohl es in der FEZitty ein breites Stellenangebot gibt – unter anderem auch als Journalist, Kameramann und Fotograf – und deren Aufgabe bei weitem nicht allein darin besteht, mit Kinderfotos Berlin und die nähere Umgebung zu versorgen, durfte auch ich an der Eröffnung teilnehmen. Geladen als Eventfotografin und in Begleitung einer mehr als kompetenten und überaus kritischen Beraterin in Gestalt meiner dreijährigen Tochter Lilli nutzte ich die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulisse der „Stadt der Kinder“ zu werfen und mit formaler und offizieller Akkreditierung – und einer entsprechenden Eskorte – sogar die eine oder andere Exkursion in die „Elternfreien Zonen“ zu unternehmen.

Das Konzept ist ohne Zweifel auch dieses Jahr wieder sehr gut aufgegangen und mit jeder FEZitty wird das Angebot breiter, vielfältiger und die gesamte Verwaltung komplexer. Die Hauptarbeit wird dabei selbstverständlich nach wie vor – wie auch auf den Kinderfotos deutlich zu erkennen – von den Einwohnern getragen und erledigt und so musste auch Lilli sich ihre vergnüglichen Ausflüge selbst verdienen, indem sie die Fütterung des „Mobilen Hühnerhofes“ übernahm. Mehr als 60 Jahre nach seinem Entstehen und trotz der teilweise mehr als angespannten finanziellen Lage während der Berliner Haushaltskürzungen hat sich das FEZ und die FEZitty so zu einem europaweit beachteten Modellprojekt entwickelt, an dem Kinder ab 6 Jahren mit Freude und Enthusiasmus teilnehmen und das auch Erwachsene wie mich durchaus in seinen Bann schlagen kann.

Adresse: Str. zum FEZ 2, 12459 Berlin
Öffnungszeiten: Heute geöffnet · 09:00–22:00
Telefon: 030 530710
https://fez-berlin.de/